Fert’sch

Die letzte Nacht ist reichlich verregnet. Unser Wohnmobil hat für den Morgen eine Heizung und warmen Kaffee. Vom Wetter lassen wir uns nicht ärgern! Die Henkersmahlzeit ist nicht schlecht. Frische Brötchen und Gurke schmecken uns gut.


Wir packen unsere Sachen, wischen den Boden, kontrollieren alle Fächer und entsorgen das Abwasser. Nun wird noch vollgetankt ehe wir den Kameraden abgeben. Das Rücklicht bereitet weiter keine Schwierigkeiten und Opa fährt uns nach Freiberg zurück.
Das schöne Abenteuer ist vorbei.

Weiter nach Altenberg

Nachdem wir durch Quedlinburg gestreift sind beschließen wir in der Lutherstadt noch einen Spaziergang einzulegen. Die Autofahrer sind Opa etwas zu unfreundlich. Eine junge Dame hebt nur die Arme zu Dehnübungen vom Lenkrad ab und beendet damit Opas Freundschaft mit dieser Stadt. Sie wissen nicht, was sie verloren haben.
Die Stadt selbst ist nicht weiter der Erwähnung wert. Kein Wunder, dass Luther zur Wartburg abgezwitschert ist.


Wir hauen lieber ab, ehe unser Wohmobil auch so aussieht. In Sicherheit angekommen schnappen wir uns ein paar Brötchen, etwas Gemüse und Joghurt zum Nachtisch. Opa ist froh fort zu sein und es wieder mit vernünftigen Autofahrern zu tun zu haben.


Auf der weiteren Fahrt lassen wir Leipzig links liegen. Die Inszenierung der Völkerschlacht im Gazometer wäre sicher interessant, der Regen schlägt aber auf die Besichtigungsmoral. Wir streicheln lieber Ziegen auf dem nächsten Campingplatz. Ob sie den Kopf je wieder frei bekommt?


Moppel, unser Wischer und treuer Freund, seit einem Besuch bei Aldi, hilft uns das Auto für die Abgabe vorzubereiten.


Trotz reichlich Nebel und Regengefahr grillen wir trotzdem. Allen schmeckts und abends werden noch die letzten Bierreste vernichtet.

Von Halberstadt nach Chemnitz

Wir treten nun vollständig den Rückzug an. Um das Wohnmobil vor der Abgabe noch Putzen zu können ist ein ganzer Vormittag nötig. Deshalb wird heute in der Nähe von Chemnitz campiert. Auf dem Weg dahin regnet es. Bis jetzt sind wir vom Norden und Westen Deutschlands deutlich überzeugter.
In Halberstadt finden wir weder leckere Würste noch das hochgepriesene Riesenweinfass. Wir verabschieden uns also unverrichteter Dinge und versuchen in Quedlinburg unser Glück. Dafür werden wir mit einer schnuckeligen Altstadt belohnt.


Die kleine Burg will sich nicht verstecken und wird postwendend vom Fotografen eingefangen.


Nach der Besteigung verführen uns der Hunger, die Kälte  und das hervorragende Angebot zu einem leckeren Stück Käsekuchen. Wir sind trotz des schlechten Wetters guter Dinge. Opa versteckt sein Lächeln hinter seinem Bart. So legen wir es zumindest aus.


Die Reise geht weiter über Aschers- und Eisleben, Naumburg, Zeitz und Altenburg.

Wolfsburg

Wir verlassen das schöne Uelzen und winken unseren Quakefröschen Lebewohl. Es zieht uns nach Wolfsburg. Nachdem wir drei Tage im Automobil gelebt haben wollen wir dessen Historie im VW-Konzern erfahren.
Das Wetter ist gut und aufgrund der Vorschriften im Werksgelände auch die Laune:


Die ältere Generation wundert sich nur über die diese fragliche Anordnung der Buchstaben.

Die Autostadt ist geprägt von gepflegten Grünanlagen und beherbergt zahlreiche Museen zu den einzelnen Marken des VW-Konzerns. Uns verschlägt es zuerst in das Zeithaus. Hier werden Automobile der letzten 100 Jahre vorgestellt. Zumeist sogar mit sehr guten Beschreibungen zur Technik und Geschichte. Die fein hergerichteten Wagen sind unserem Fotografen viele Bilder wert.




Auch andere Schönheiten gibt es zu fotografieren. Vielen Dank an Stephan für die Mühe!


Nachdem die Füße zu qualmen anfangen ist eine Pause bitter nötig. Dafür findet sich ein gemütliches Fleckchen am Wegesrand.


Der Campingplatz, den wir schlussendlich erreichen, enttäuscht uns leider etwas. Es wird klar, dass wir langsam wieder in den Osten fahren. Wir heben die Moral durch eine Runde Federball.



Mit einer leckeren Käse-Lauch-Suppe und einer guten Flasche Rotwein beschließen wir diesen Tag.

Campingplatz Uelzen

Wir hatten eine sehr gemütliche Nacht auf dem Campingplatz. Ein paar Kreise im Naturfreibad (es war gefühlt 5x5m groß), ein leckeres Chili con Carne (in Rentnerschärfe) und einige Bierskat-Runden haben uns sehr schläfrig gemacht.
Nach dem leckeren Essen am Abend lässt sich die Küche auch am Morgen nicht lumpen. Es gibt frisches Rüherei mit Tomate, während der Koch die verbrannten Finger schont. Verlixter Gasherd.



Nebenan warten schon zwei wuschelige Hunde bei Nachbars auf ihr Frühstück.



Wir fahren ohne sie zu streicheln los in Richtung Wolfsburg.

Die Tücken des Wohnmobiles

Um auch weiterhin eine angenehme Fahrt zu haben muss ein Wohnmobil natürlich gepflegt werden. Jeden Morgen steht deshalb eine größere Umbau-, Aufräum- und Putzaktion an, die mindestens 45min dauert. Aufgrund der Platzverhältnisse meist nicht ganz leicht. Weg da!



Nachdem innen alles ordentlich aussieht werden, mit der Unterstützung des Morgentaues, die am Vortag erlegten Insekten entfernt. Das Wohnmobil ist für die meisten Menschen für diese Aufgabe leider etwas zu groß. Wir haben eine Lösung gefunden. Ich klettere hoch und werde zur Sicherheit am Hintern begrabbelt.


Auch wird der als Stütze zur Hand genommene Wagenheber entfernt. Eigentlich sollte er dazu dienen das Auto während der Nacht zu stabilisieren. Das wirkte jedoch nicht und Opas Schlaf bleibt damit wohl weiterhin durch den Seegang beeinträchtigt.


Einige Tücken wurden allerdings erst zu spät erkannt. Beim Einkauf in Chemnitz blieb uns nichts anderes übrig als einen Parkplatz für PKW zu nutzen. Dass das Hinterteil des Wohnwagens über die Parkfläche hinaus stand und eine Rentnerin schwungvoll ausparken wollte endete leicht ungünstig. Wir dachten zuerst Stephan würde am Wohnmobil rütteln. Stattdessen kam ein Passat kuscheln. Es hätte schlimmer sein können, schließlich funktioniert das Rücklicht noch.


Aus Fehlern lernt man:


Lübeck

Von unserem ersten Campingplatz geht es am Sonntagmorgen nach einem leckeren Frühstück mit Spiegelei weiter. Die Reise soll über Lübeck an die Nordsee führen. Frisch geputzt warten wir auf Opa, der noch das überraschend moderne Bad fotografieren muss.


In Lübeck ist am Sonntag großes Stadtfest. Mit einer Parade von Segelschiffen, die vor Anker liegen, einem Mittelaltermarkt und einer großen Konzertbühne vor dem Holstentor.




Außerdem gibt es weit und breit keine freien Parkplätze, schon drei mal nicht für Wohnmobile. Das ist überhaupt eine Schwäche dieses großen Geschosses. In der Stadt fühlt man sich wie ein 2,30m-Mensch in einer kleinen Plattenbauwohnung. Nirgendwo findet man richtig Platz. Die ausgewiesenen Parkplätze sind aufgrund des hohen Platzbedarfes meist außerhalb des Zentrums. Da wir auf Tagesmärsche keine Lust haben stellen wir uns einfach zu den Bussen und hoffen auf freundliche Politessen.
Gut gestärkt mit je einem halbem Huhn gehen wir die weitere Routenplanung an. Nach den ganzen Autobahnkilometern haben wir wieder Lust auf Bundesstraßen. So sinkt zwar unsere Reichweite gewaltig, aber wir werden auch mehr vom Land sehen. Wir entscheiden uns also dafür nach Ueltzen zu fahren und die Nordsee gegen Zeit einzutauschen.
Die weitere Fahrt ist dadurch sehr beschaulich. Neben vielen Backsteinbauten und etlichen anderen Caravanfahrern treffen wir auf eine tolle Stelle für Kaffee und Kuchen.


Der Gesichtsausdruck verrät: Der Küchenchef ist lieber im dunkeln unterwegs. Zu warm! Deswegen gibt es auch keinen Kaffee sondern kalte Milch.

In Ueltzen angekommen geht es mit einem Bierchen und Freiheit für die Bäuche auf einen gemütlichen Abend zu.


Prost!

Urlaub?

Und die Sache mit der Privatssphäre im Wohnmobil. Ein kleiner Zwischenbericht über das “entspannte Reisen”.
Zu Dritt haben wir hier eine ziemlich gute Besetzung um die Reise tatsächlich entspannt durchzuhalten. Einer fährt das Geschoss, einer navigiert und einer sucht die besten Ziele aus und passt die Route auf hübsche Straßen an. Nach einiger Zeit ist dann Partnertausch und Nummer 3 muss an die Front ins Führerhaus. Die Aufgabenverteilung für die Etappe bis Lübeck:

Der Altmeister am Steuer, gerade mit einer halben Vollbremsung an einer grün-gelben Ampel:

Jungnavigator Bach wiederholt die Ansagen des Navis, weil es zu leise für den Fahrer ist. Das kurze Aufmerksamkeitsdefizit für das Bild wurde vom Fahrer sofort mit einem mahnenden Finger bemerkt.


Der mit den Karten überforderte Küchenchef. Linien statt Rezepten? Er versteht die Welt nicht mehr … Naja, lächeln, Kompetenz vortäuschen und das Navigationsgerät beschuldigen. Haut’ schon hin.

Die Rollenverteilung ist sobald das Wohnmobil hält ähnlich gut strukturiert. Ich kümmere mich um die Küche sobald der Motor aus ist. Schließlich wollen wir den rentnerischen Lebensrhytmus nicht durcheinander bringen. Die geregelten Essenszeiten werden also eingehalten. Stephan baut in der Weile Tische und Stühle auf und Opa hilft aus.
Lange Etappen wie gestern strapazieren letztendlich doch. Eine richtige Pause bleibt, außer für Besichtigungen und das gemeinsame Essen, nicht. Es lohnen sich also die kürzeren Etappen bis höchstens 300km um wirklich Freizeit zu haben. Heute soll es so eine werden.

Ostsee!

Heute Abend haben wir endlich die Ostsee erreicht. Auf den mecklenburgisch-vorpommerischen Straßen ist schon um 19:00Uhr nichts mehr los und unsere Fahrt sehr angenehm. Entsprechend entspannt erreicht Opa den Zeltplatz.


Wir zwei schnappen uns nach kurzer Verschnaufpause die Badehosen um das Wasser zu erkunden. Nach einigen Aufwärmübungen mit einem unsichtbaren Wasserball wagen wir uns in das 16°C warme Wasser. Ausgesprochen angenehm.


Planschen! Hurra!


Nach einer warmen Dusche und dem letzten Bisschen Kartoffelsalat können wir uns noch den Rest des Sonnenunterganges ansehen.


Und nun ab zur letzten Nacht im Wohnmobil. Günter sagt, nett beleuchtet, gute Nacht.

Sans Souci

Ohne Sorge. Naja, beinahe. Auf der einen oder anderen Baustelle ist das Wohnmobil reichlich groß. Ansonsten läuft es aber gut, unser Kühlschrank ist gefüllt, Stephan und Oppa fahren prima und ich schmeiße derweil die Wirtschaft. Die zwei können sich entsprechend gemütlich den Bauch vollschlagen. Es gibt sogar noch leckeren Kartoffelsalat von Oma.

Gegen 15:30Uhr kommen wir in Sans Souci an. Neben dem gut gepflegten Park gibt es noch jede Menge Schönheiten in Marmor zu sehen. Leider sind sie allesamt namenlos. Dennoch ist es eine Möglichkeit sich mit hübschen Frauen fotografieren zu lassen, die sich keiner entgehen lassen will.

Ich möchte natürlich auch auf so ein Bild. Allerdings sind manche Leute keine geborenen Fotografen. Das schöne Schloss…

Jetzt sind wir frisch und munter auf dem Weg zur See. Gegen 19:00Uhr sollen wir ankommen und probieren dann noch aus, wie kühl das Wasser in Kühlungsborn wirklich ist.

Es ist offiziell

So langsam wird es nun wirklich ernst. Ernster als man denkt. Ich habe gerade mit der Vermietung alles durchgesprochen und die Abholung kann am Samstag nun schon um 08:00Uhr stattfinden. Was heißt kann, sie muss. WIr bekommen also ein paar Stunden Wohnmobil-Action geschenkt. Außerdem steht der Typ fest ein Carado T348. Wenn der mal nicht hübsch aussieht.
Es können sogar 4 Personen mitfahren. Wir könnten also Oma zum Abholen mitnehmen und nach Freiberg zurück fahren. Zeit haben wir nun genug dafür.

Vorbereitung und Vorfreude

 Für alle Daheimgebliebenen, die keine Zeit haben, Seekrankheit im Wohnmobil fürchten oder unglücklicherweise einfach keine Bachjungs sind, wird es hier immerhin einen Teil all’ unserer Abenteuer zu sehen geben. Auch wenn uns auf der Reise von den Höhen des Erzgebirges bis in die Tiefen des Flachlandes keine Weltreise bevorsteht, betreten wir mit Wohnmobil und Campingplätzen doch eine Prise Neuland. Fast wie Frau Merkel im Internet. Leider steht bis jetzt noch nicht der Typ unseres treuen Straßenschiffes fest. Als Ersatz biete ich aber einen kurzen Ausblick, auf die wahrscheinlichste Wahl unseres Rosses:




Der Blick in das Innere wirkt fast schon dekadent. Wir werden uns wohl so nicht fühlen, wie Seeräuber mit ihrem eigenen Kahn. Aber den Charme des nassdunklen Schiffsbuges aus dem 16. Jh. tauschen wir gern gegen Komfort ein. Wer weiß, wie oft wir im Stau stehen werden und über die Federkernmatratzen anstatt der Hängematten froh sind …
Jetzt packen wir also Badesachen, Fahrerhandschuhe, Dosenfutter und Ginkopillen in der Vorfreude auf die große Fahrt. Ein Ahoi sparen wir uns aber noch auf.